29.10.2024
EMAF 38 - Neue Filmreihe "Sehen, um zu hören"
Wie erinnern wir Vergangenes, und wer redet mit, wenn wir davon erzählen? In den kommenden Monaten zeigt das EMAF in Kooperation mit dem Kino in der LAGERHALLE Filme aus vier Jahrzehnten und unterschiedlichen Teilen der Welt. Sie bewegen sich zwischen Zeiten und Orten, suchen dabei die unscharfen Ränder politischer Umbrüche auf und legen die verschütteten Spuren historischer Ereignisse wieder frei. Sie nutzen unterschiedliche Formen des dokumentarischen Erzählens, in denen sich persönliche und kollektive Erinnerung, gesprochenes Wort und mediales Gedächtnis überlagern.
Den Anfang macht am 20. November um 19 Uhr:
The Halfmoon Files von Philip Scheffner, DE 2007, 87’ (Englisch, Hindi, Punjabi, Gurkha mit deutschen UT)
„Es war einmal ein Mann. Er geriet in den europäischen Krieg. Deutschland nahm diesen Mann gefangen. Er möchte nach Indien zurückkehren. Wenn Gott gnädig ist, wird er bald Frieden machen. Dann wird dieser Mann von hier fortgehen.“ Knisternd verklingen die Worte von Mall Singh, gesprochen in einen Grammophontrichter am 11. Dezember 1916 in der Stadt Wünsdorf bei Berlin. 90 Jahre später ist Mall Singh eine Nummer auf einer alten Schellackplatte in einem Archiv, eine unter Hunderten von Stimmen von Kolonialsoldaten des Ersten Weltkrieges. The Halfmoon Files ist eine Gespenstergeschichte, ein Dokumentarfilm und eine Recherche zu den Verflechtungen von Politik, Kolonialismus, Wissenschaft und Medien. Philip Scheffner folgt darin diesen Stimmen an den Ort ihrer Aufnahme. Wie in einem Memoryspiel, das bis zum Ende unvollständig bleibt, deckt er Bilder und Töne auf, in denen die Geister der Vergangenheit zum Leben erwachen.
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 5 Euro