Sektionen

Filmprogramm

Das EMAF zeigt experimentelle und Künstler*innenfilme aus aller Welt und interessiert sich für Formen, die sich an disziplinären Rändern entlang oder zwischen Film und Performance, Dokument und Experiment bewegen. Hier finden Filme ihren Ort, die sich forschend und fragend zur gesellschaftlichen und politischen Wirklichkeit verhalten. Zugleich ist das EMAF offen für Arbeiten, die neue filmische Präsentationsformen erproben. Uns ist es ein Anliegen, das Kino als Raum der Begegnung und des Austauschs erfahrbar zu machen: als Raum für Projektionen über einen Status quo hinaus.

Die Filmprogramme des EMAF entstehen in Zusammenarbeit mit internationalen Kurator*innen, Künstler*innen und Theoretiker*innen, die als Teil der Auswahlkommission die Beiträge für Wettbewerbs- und Langfilmprogramme auswählen oder eingeladen werden, eigene thematische Programme und Reihen zu entwickeln.

Im Rahmen des Wettbewerbs werden drei Preise vergeben: der EMAF Award (dotiert mit 3.000 Euro), der Dialog Preis (dotiert mit 2.000 Euro) und der EMAF Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik (dotiert mit 2.000 Euro).

Film

International Competition

Feature Film

Artist in Focus: Phil Collins

Feelers, Sensors

SPECTRAL. Unburdened Recollections

Preise und Jury Statements 2024
EMAF Award

EMAF Award: I Am Also Part of the Three Turns von Monica Maria Moraru

Die Jury vergibt den EMAF-Preis an I Am Also Part of the Three Turns von Monica Maria Moraru für die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Erdbebens von Bukarest in 1977 und den Versuch, diese von den politischen Behörden instrumentalisierte, historische “sogenannte” Naturkatastrophe neu zu schreiben. Der Film zeigt die scheinbare Stabilität von Ordnungen, seien es natürliche oder politische, um jene Kategorien und unser Verhältnis zu ihnen zu hinterfragen. Naturkatastrophen und politische Brüche sind im Film miteinander verwoben. Die Geschichte durchdringt die Bilder des Films durch ihre Stimmen, Objekte, Körper und Risse. Glastassen und -teller spiegeln die Zerbrechlichkeit dieser Systeme wider – die Zerbrechlichkeit des Bodens, auf dem wir stehen.

Lobende Erwähnung EMAF-Award: Belfi von Ismaël Iken

Die Jury möchte eine lobende Erwähnung für Belfi von Ismaël Iken aussprechen. Auf leicht spielerische Weise reagiert Belfi auf die Last der Zeit, der Wiederholung, der Redundanz und der Finanzialisierung der urbanen Landschaft. Indem er Brotkrümeln und dem unerreichbaren Geld folgt, stellt der Film die Frage nach dem Überleben in der Stadt und spielt mit den Illusionen und Versprechungen der wirtschaftlichen Mobilität. Belfi nimmt uns mit auf eine zyklische Reise durch die Jahreszeiten und Straßen und endet mit der Übergabe des unerreichbaren Schatzes.

Dialog Award

Dialog-Preis: The Cyan Garden von Peng Zugiang

Die Jury vergibt den Dialogpreis an The Cyan Garden von Peng Zugiang für seine eindringliche und faszinierende historische Archäologie der Klänge und Stimmen eines unterirdischen Radiosenders. Diese Ausgrabung von Stimmen der malaysischen Revolution lässt sowohl eine historische Intimität als auch die Geschichte des Intimen, wie es damals existierte, aufleben. All dies schafft eine affektive Beziehung zu diesem Moment, der die Grenzen des Radios mit seinen inhärenten Störungen und Spektralfrequenzen überschreitet.

Lobende Erwähnung Dialog-Preis: detours while speaking of monsters von Deniz Şimşek

Die Jury möchte den Film detours while speaking of monsters von Deniz Şimşek mit einer lobenden Erwähnung für den Dialogpreis auszeichnen. In dem Film wird die Landschaft zum Zeugen einer Gewaltgeschichte rund um den Van-See. Von den Tiefen des Seegrundes bis zur Geschichte eines Hubschrauberabsturzes, von den Mythen, die den Berg historisch bewohnen, bis zu den Erinnerungen an die Völkermorde an Armenier*innen und Kurd*innen. Die Landschaft beginnt, sich mit unserer gegenwärtigen anhaltenden Gewalt auseinanderzusetzen.

Medienkunstpreis des Verbands der deutschen Filmkritik

EMAF Medienkunst-Preis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK): Hey Sweat Pea von Alee Peoples

Wie das Gefühl beschreiben, dass ein gigantisches Nichts langsam alles auffrisst? Und wie dabei nicht selbst so abstrakt werden, dass man dem Nichts mit wenig Konkretem begegnet? Auf diese sehr allgemeine und doch dringliche Frage hat uns ein Film im Programm eine in besonderer Weise überzeugende filmische Antwort gegeben: Indem man zuhört, was die Mutter auf der Mailbox hinterlässt, wie sie ihr nach Nähe suchendes Sprechen in eine Einkaufsliste kleidet; indem man sich ansieht, was mit der Landschaft passiert, wie sie unter Baufolie verschwindet, unter Betonkrusten unsichtbar, hinter Zäunen zu Eigentum wird. Indem man die Unendliche Geschichte, die man Kindern und Erwachsenen erzählt, aus der Virtualität holt und sie auf die konkrete Welt überträgt. Und indem man selbst mit fast nichts, nur den Dingen, die zur Hand sind, die sichtbar erfasst oder hörend wahrgenommen werden können, virtuos und bescheiden, verspielt und insistierend, deprimiert lachend Filme macht.

Lobende Erwähnung EMAF Medienkunst-Preis des Verbands der Deutschen Filmkritik (VDFK): Der Wind nimmt die mit von Ann Carolin Renninger

Was man sehen kann: Ein wacher kindlicher Blick, den alles interessiert: Bärtierchen und Bäume, Feuer, Universum und Urknall: alles nimmt er wie es ist, alles ist wichtig. Ein altersweiser Blick auf Steine, der von ihren kristallinen Strukturen weiß und die zeitlichen Dimensionen ihrer Existenz zu ermessen sucht. Ein Kindheitsnachmittag, ein Menschenleben, ein Erdzeitalter. Die Gegenwart ist ein Moment sonnigen Glücks am gleichmütigen Meer, die Gegenwart ist eine Nachricht vom Krieg, die das Radio bringt. Unaufdringliche Beobachtungen in einem familiär-nachbarschaftlichen Universum, die sich zu etwas Großem fügen: ein Vermessen existentieller Dimensionen der Erfahr- und Vorstellbarkeit: vom mikroskopische kleinen zu den Weiten des Alls. Was man sehen kann, mit dem Kino, mit diesem Film: Für einen wundersamen Versuch, die Welt – und uns – ins Verhältnis zu setzen, vergeben wir eine lobende Erwähnung an Der Wind nimmt die mit von Ann Carolin Renninger.

Ausstellung

Unsere Sinne bilden die Grundlage dafür, wie wir uns in der Welt zurechtfinden. Sie sind die Schnittstelle zwischen unserem Inneren und der Außenwelt. Millionen von Nervenenden verbinden unser Gehirn mit einem sich ständig verändernden Strom von Sinneseindrücken, aus denen es die äußeren Reize zu einem kohärenten Bild der Welt und die inneren Reize zu einem Bild von uns selbst zusammensetzt. Diese Erfahrungen fühlen sich für jede*n von uns real an, doch sind diese nie objektiv zutreffend. Wir alle sind sensorisch einzigartig, unsere Wahrnehmung wird von unserer Denkweise beeinflusst, durch individuelle Emotionen und Erwartungen verzerrt.

Die künstlerischen Beiträge der Ausstellung Feelers, Sensors beschäftigen sich mit der Frage, welche Rolle die Sinneswahrnehmung für das menschliche und nicht menschliche Erleben der Welt einnimmt und in Zukunft einnehmen könnte, und auf welche Weise Technologien wie Künstliche Intelligenz oder „Wahrnehmende Maschinen“ den Zugang zu und die Interaktion mit unserer Umwelt und einander verändern.

Ausstellung

Campus

Als wichtiger Treffpunkt für den künstlerischen Nachwuchs präsentiert der EMAF Campus aktuelle Projekte von Klassen führender europäischer Kunst und Filmhochschulen. In diesem Jahr sind Klassen aus Deutschland, Belgien, Norwegen und Spanien zu Gast und stellen eigens für das Festival entwickelte Ausstellungen und Filmscreenings vor.

Die Kunsthochschule für Medien Köln präsentiert anlässlich ihres 35 jährigen Bestehens eine breite Auswahl experimenteller Kurzfilme der letzten Jahrzehnte und zeigt studentische Produktionen unterschiedlicher medialer Formate: von der Web Serie zum Materialfilm, vom Found Footage Musikvideo zum autobiografischen Film.

Die Filmprogramme der Kunstakademie KASK aus Gent, die 2022 und 2023 von Masterstudierenden der Fachbereiche Film, Animation und Fotografie realisiert wurden, bewegen sich thematisch zwischen der Entfremdung von und dem Eintauchen in die eigene Lebenswelt.

Die Kabelvåg School of Moving Images aus Norwegen entwickelt unter dem Titel In the Belly of the Vacuum Cleaner ihre Ausstellung um das Bild des Staubsaugers, der, ähnlich wie unser Bewusstsein, die Umwelt in sich aufnimmt, sammelt und zu neuen (Un )Ordnungen zusammenführt.

Die gemeinsame Ausstellung von Universität Osnabrück und Universidad de la Laguna Tenerife zeigt mit BLACKBIRDS SINGING IN THE DARK Perspektiven einer jungen Generation, die durch die aktuelle Präsenz von Krisen, Kriegen, sozialen Ungerechtigkeiten und gesellschaftlichen Traumata geprägt sind. Harmony of Mindscape ist ein weiteres Projekt von Studierenden des Fachbereichs Kunst der Universität Osnabrück in Zusammenarbeit mit Schüler*innen der Musik und Kunstschule der Stadt Osnabrück und lässt Besucher*innen spüren, wie sie auf bestimmte Reize reagieren und wann sich diese verändern.

Campus