24.04.2025
EMAF 38 - Eröffnung

Wow! Wir freuen uns über die zahlreichen Besucher*innen, die gestern Abend bei der Eröffnung des 38. European Media Art Festivals in der Kunsthalle Osnabrück dabei waren. Es war ein toller Abend und wir bedanken uns für Euer Interesse, und für die vielen wertschätzenden Worte. Während für Juliane Schickedanz (Leitung Kunsthalle Osnabrück) mit den EMAF-Flaggen der Frühling beginnt, wehte Oberbürgermeisterin Katharina Pötter vom Ladenlokal in der Bierstaße 13 das EMAF-Flair quasi bis ins Rathaus. “Das EMAF ist kein klassisches Filmfestival, bei dem Lang- oder Kurzfilme gezeigt werden”, so der scheidende Staatssekretär Dr. Jörg Mielke. “Sondern das EMAF ist ein Filmfestival, wo wir einen ganz starken Übergang haben vom filmischen Ausdruck zu einer künstlerischen Ausdrucksform mit Installationen und Produktionen, wie wir sie sonst nicht finden.”
Vier Tage lang sind nun mehr als 160 Filme, Installationen, Performances und Talks zu sehen – an neun verschiedenen Orten in der Stadt. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch der Programme unserer Gäste von den Klassen der Kunsthochschulen Szczecin und Helsinki? Beide sind heute um 13 Uhr bzw. um 19 Uhr zu sehen.
Der Alltag von sechs Filmemacher*innen, Studierenden der Kunstakademie Szczecin, spielt sich vor dem Hintergrund wachsender Unruhen, sozialer Spannungen, dramatischer politischer Krisen und Kriege, im Bewusstsein einer irreversibel voranschreitenden Klimakatastrophe und der zunehmenden Verbreitung psychischer Probleme ab. Täglich treffen neue Nachrichten ein – sowohl aus dem eigenen Land als auch aus der übrigen Welt –, die oft direkte Auswirkungen auf das Leben der jungen Menschen haben. Der Kurzfilm It Will Be a Very Difficult Conversation erzählt in sechs Kapiteln die persönlichen Geschichten der sechs Filmemacher*innen und thematisiert dabei teils schwierige, oft auch unangenehme, aber zugleich äußerst wichtige Probleme. Um 13 Uhr in der Lagerhalle.
Die Arbeit Ensemble der Studierenden der Kunsthochschule Helsinki kombiniert Film mit einer Live-Performance, und: einem Brief aus der Vergangenheit: „Wenn du an Räume und Bilder denkst, hast du vielleicht bestimmte Erwartungen: Wie passt das Bild in den Raum? Wie werde ich selbst hineinpassen? Unser Raum wird zeitlich und örtlich in Bewegung sein“, heißt es darin. Und weiter: „Wir möchten nicht, dass du weißt, wo der nächste Akt beginnt. Gibt es eine lineare Abfolge oder einfach nur eine Ansammlung von Anfängen und Enden? Hat der Raum ein Ende oder beginnt etwas Neues? Manchmal öffnen sich die Portale für alle gemeinsam, und manchmal sind da Erfahrungen, die nur für eine einzelne Person gedacht sind. Wir begleiten dich durch Projektionen oder Stimmen, die um dich herum auftauchen.“ Heute, um 19 Uhr, im Haus der Jugend.
In der Internationalen Auswahl erwartet Euch heute Abend um 22 Uhr 30 in der Lagerhalle das Programm An Ear-Splitting Blur – mit Filmen von Sam Drake und Lawrence Abu Hamdan.
Fragmentierte Aufzeichnungen enthüllen in Suspicions About the Hidden Realities of Air (US 2025) von Sam Drake eine verborgene Geschichte von Strahlungsexperimenten am Menschen aus der Zeit des Kalten Krieges, die durch einen Dunst von Manipulationen und eingebetteten Studien an die Oberfläche tritt. Wüstenstaub setzt sich in den Zähnen fest und hinterlässt eine Spur. Verseuchte Bilder beschwören das Unsichtbare herauf.
The Diary of a Sky (LB 2024) von Lawrence Abu Hamdan entfaltet eine atmosphärische Sinfonie der Gewalt über Beirut, in der die unaufhörlichen Bewegungen israelischer Militärflugzeuge und das Brummen von Generatoren bei Stromausfällen auf eindringliche Weise miteinander verschmelzen. Dieser 45-minütige Videoessay lässt die Zuschauer*innen in eine beängstigende Chronik des Alltags eintauchen, in dem der Luftraum zur Waffe und durch den Terror der wiederholten Angriffe zu einer beunruhigend banalen Kulisse wird.
New Red Order – unsere Artists in Focus – zeigen morgen um 13 Uhr in der Lagerhalle ihr drittes Programm. A I O U (US 2019) erzählt von einer fernen Zukunft. Von einer kosmischen Einrichtung unbekannter Herkunft. An diesem Ort wird die Schuld für die Auslöschung eines Lebens endlich eingelöst: durch Wiederauferstehung. Nosferasta: First Bite (US, PR, GB 2021) erzählt, fünf Jahrhunderte kolonialer Zerstörung umspannend, die Geschichte von Oba, einem Rastafari-Vampir, und Christoph Columbus, dessen Biss ihn ursprünglich zum Vampir gemacht hat. Gemeinsam verbreiten sie die koloniale Epidemie in der gesamten „Neuen Welt“. Formal ist Nosferasta ein Vampirfilm und eine Reihe von Installationen. Im Stil impressionistisch, thematisieren sie die Schuld, die aus der Verstrickung in koloniale Eroberungen resultiert, wobei sie anerkennen, wie schwierig es ist, das Erbe von Jahrhunderten der vampirischen Indoktrination abzuschütteln. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie kann man dekolonisieren, was man im Blut hat? In Give it Back: Crimes Against Realty (US 2024) geht es um die Besichtigung einer vorgeblich restituierten Wohnung. Unter der Führung von Jim Fletcher, einem geläuterten Native American-Imitator, der auch ein häufiger Partner von New Red Order ist, werden reale Personen vorgeführt, die an der freiwilligen Rückgabe von Land an indigene Völker, Organisationen und Stämme beteiligt sind. Der Film ist Teil der fortlaufenden Recherchen von New Red Order zum Thema Rückgabe von Land durch Siedler*innen an indigene Völker, eine in den letzten zehn Jahren häufiger gewordene Praxis.
Auch in diesem Jahr wird das Kollektiv LaborBerlin im Rahmen von SPECTRAL die Vielfalt der analogen Filmpraxis vorstellen. Ein zentrales Werk der diesjährigen Präsentation ist die Wiederaufführung einer Multiprojektionsperformance, die Takahiko Iimura, ein Pionier des Expanded Cinema in Japan, gemeinsam mit dem Komponisten Alvin Lucier entwickelt hat. Dank der Zusammenarbeit von LaborBerlin mit den Forscher*innen von Collaborative Cataloging Japan wird die Performance erstmals seit den 1960er Jahren wieder live und analog zu sehen sein. Morgen um 19 Uhr, im Haus der Jugend.
Das komplette Festivalprogramm findet Ihr hier.
Wir freuen uns auf Euren Besuch!